Zeitzeugen der Gedenkstätte „Stille Helden“

Zeitzeugen der Gedenkstätte „Stille Helden“

Am 24.10.2019 erzählte das Ehepaar Michalski anschaulich, welche schwierigen Situationen Franz Michalski und seine Eltern in der Zeit des Nationalsozialismus überstehen mussten. Mit der spannenden Geschichtsstunde wollen sie ihre sog. “Stillen Helden“ ehren.

Eine spannende Geschichtsstunde

Was werden wir wohl unseren Enkeln aus der Kindheit erzählen? Vielleicht von Smartphones, Computerspielen und einer eher langweiligen Schullaufbahn. – Aber was wäre, wenn wir in einer Zeit gelebt hätten, in der es all diese technischen Erfindungen noch gar nicht gegeben hätte; wir vielleicht nicht mal die Chance hatten in die Schule zu gehen? Oder sogar aufgrund unserer Religion in Deutschland verfolgt wurden?

All das kann man sich als junger Mensch heutzutage kaum vorstellen. Doch diese Zeit gab es sehr wohl. Nachdem Hitler im Jahr 1933 in Deutschland an die Macht kam, mussten viele Menschen um ihr Leben fürchten. Menschen, die in den Augen der Nazis irgendwie „anders“ waren: Juden, Homosexuelle oder Behinderte. Was haben Kinder in dieser Zeit erlebt und wie haben sie sich gefühlt?

Dieser Frage konnte die Klasse 9a des Lise-Meitner-Gymnasiums Ende Oktober nachgehen. Auch wenn die Zeit des Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg erst in der 10. Klasse thematisiert werden, bekamen wir die Möglichkeit mit Zeitzeugen zu sprechen. Franz Michalski und seine Ehefrau Petra waren in Hamburg unterwegs und besuchten Schulen, um den Schülern einen Einblick in ihre damaligen Lebensumstände zu geben. Denn Franz Michalski, dessen Mutter aus einer jüdischen Familie stammte, wurde 1934 geboren. Er erlebte den Zweiten Weltkrieg zusammen mit seinem Bruder Peter von einer der schlimmsten Seiten. Die Familie überlebte die Herrschaft der Nazis nur, weil ihnen Nichtjuden halfen. Das ist auch eigentlich einer der wichtigsten Gründe, weshalb die Michalski es heute auf sich nehmen, über diese traumatischen Erlebnisse zu sprechen. Sie wollen an ihre sogenannten „Stille Helden“ erinnern , von denen viele ihr Leben riskierten, um Verfolgten zu helfen, weil sie einfach etwas Gutes tun wollten, gegen die Nazis handelten oder mit Juden befreundet waren.

Für uns waren die Erzählungen des Ehepaars Michalski wie aus einem Film. Es ist heute schwer zu verstehen, weshalb so etwas damals passieren konnte und welches Glück die Michalskis hatten, dass Mutter, Vater und die beiden Kinder den Weltkrieg überlebten. Franz Michalski, der eigentliche Zeitzeuge, konnte selbst nicht viel sprechen, da dies für ihn nach einem Schlaganfall schwierig geworden ist. Doch seine Frau konnte alles bildlich bis ins kleinste Detail darstellen. Und die Fragen zur Geschichte oder der damaligen Zeit, die wir am Ende der Stunde stellen konnten, beantwortete sie rückhaltlos. Sogar auf die Frage, wie sie und ihr Mann sich kennengelernt haben, hatte sie eine lustige Antwort. Insgesamt waren ihre Erzählungen oftmals humorvoll und positiv, obwohl die Geschehnisse das genaue Gegenteil waren. Doch genau diese lebendige Erzählung, die keine Schuldigen für damals suchte, ließ die gesamte Klasse aufmerksam zuhören und ungewöhnlich leise werden.

Die Erinnerung an die „Stillen Helden“ war etwas ganz Besonderes. Es war toll zu hören, wie viele Helfer die Familie Michalski damals hatte und was diese alles auf sich nahmen, um sie zu retten. Dann machte man uns noch aufmerksam auf die Gedenkstätte „Stille Helden“ in Berlin, in der auch „Gerechte unter den Völkern“ geehrt werden.

Diese Geschichtsstunde war ein außergewöhnliches Erlebnis, nicht zuletzt durch die sympathischen Zeitzeugen, die wirklich für diese Erinnerungen leben und mit Herzblut bei der Sache sind. Ich glaube, dass die gesamte Klasse ganz neue Einblicke in die Zeit des Nationalsozialismus erhalten hat.